Marcel V.
Marcel V.
aus 94501 Aldersbach, Deutschland
imkert seit 2017

Besonders faszinierend finde ich die Organisation im Bienenvolk. Die Königin ist zwar das wichtigste Geschöpf im Volk, allerdings ist sie der Gunst ihres Volkes ausgeliefert.

Hallo! Ich bin Marcel

Ich betreue 20 Bienenstöcke seit 2017.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Ich imkere, weil ich die Bienen erstens extrem faszinierend finde, es ein tolles Hobby ist und ich auf diese Art auch etwas für die Natur tun kann. Mit meiner Apis mellifera mellifera tue ich auch noch etwas für eine vom Aussterben bedrohten Tierart.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Beigebracht hab ich es mir im Selbststudium, durch Besuch des örtlichen Vereins und durch Kurse im Landesverband. Mein Name ist Marcel Vandenhende und komme aus Aldersbach im Bäderdreieck in Niederbayern. Bin sowohl im Hotel zu Hause wie auch auf der Baustelle.

Interview

Welche ist die größte Herausforderung für ImkerInnen?

Die größte Herausforderung ist einerseits die Verarmung der Landschaft durch Monokultur sowie natürlich die Varroamilbe.

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Studien haben gezeigt, dass es nur dann zu Konflikten zwischen Honigbienen und Wildbienen kommt, wenn die Insekten keine Tracht finden. Das bedeutet, dass es in ländlichen Gegenden heutzutage zunehmend schwieriger wird, dass die Insekten ausreichend Nahrung finden. Zudem stürzen sich Honigbienen eher auf die Massentrachten während sich Wildbienen auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben.

Ältere ImkerInnen sollen angeblich ungern ihr Wissen teilen. Was denkst du darüber?

Tatsache ist, dass viele Imker ein Geheimnis über die Anzahl ihrer Völker machen, was ich nicht nachvollziehen kann, außer ich beschummele das Finanzamt oder die Berufsgenossenschaft. Die Imker teilen ihr Wissen durchaus, allerdings ist vieles von dem Wissen mittlerweile überholt oder steht auf dem Prüfstand. Ich empfehle jedem Imker das Wissen aufzunehmen aber dennoch offen für neues zu bleiben und auch mal neues selbst auszuprobieren.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Die Honigbiene wird zwar als Nutztier bezeichnet, ist allerdings nach wie vor ein Wildtier, dass auch ohne den Menschen zurecht kommt. Ohne Menschen ginge es ihnen sogar besser. Die Eingriffe, die der Imker macht, dienen dazu, das Geschehen im Volk nach den Meinungen des Imkers zu lenken. Ein Bienenvolk will sich im Frühjahr vermehren, also schwärmen. Das ist natürlich, der Imker verhindert dies mit viel Mühe um den HOnigertrag zu maximieren.

Die Anzahl der ImkerInnen steigt. Die Anzahl der Bienenvölker nicht. Was ist deiner Meinung nach der Grund?

Das liegt daran, dass viele Imker in der Stadt nur ein oder zwei Völker auf dem Balkon stehen haben um den Eigenbedarf zu decken oder damit etwas für die Natur tun zu wollen. Früher hatten die Imker zehn und mehr Völker.

Was unterscheidet die neue Imkergeneration von der alten?

Die neue Generation, zu der ich selber gehöre, stellt die alten Denkweisen auf den Prüfstand. Maximaler Honigertrag, Honig zu Billigpreisen, scheinbar endloser Chemie- und Medikamenteneinsatz und altmodische Aufmachung werden nicht mehr einfach so hingenommen. Honig aus Deutschland ist ein Trendprodukt und es wird fieberhaft nach ALternativen gesucht Bienen wieder möglichst natürlich zu halten, erst danach kommt der Honigertrag. Wesensgemäße Bienenhaltung ist das Stichwort. Viele alte Imker sind leider sehr festgefahren und nicht bereit etwas, das scheinbar gut funktioniert zu überprüfen und ggf die eigene Betriebsweise zu verändern.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Deutscher Honig wird generell zu billig verkauft. Meist deckt er gerade mal die Kosten, wenn überhaupt. Das heißt, der Imker muss ein Maximum an Honigertrag erreichen, damit Gewinn erzielt werden kann, was auf Kosten der Bienen geht. Deutscher Honig muss mindestens 30 Euro pro Kilogramm kosten um den Bienen ein annähernd artgerechtes Leben bieten zu können. Bei wesengemäßer Bienenhaltung eher 40 Euro, da pro Volk auch nur fünf bis zehn Kilo geerntet werden, da die Bienen ausschließlich auf eigenem Honig überwintern.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Richtig ist, es gibt ein Insektensterben und ein Wildbienensterben. Die wild lebenden Insekten stehen vor der Herausforderung genügend Trachtpflanzen zu finden, insbesondere, bei Insekten, die sich auf gewisse Pflanzen spezialisiert haben. Ebenso sind die Pestizide aus der Landwirtschaft ein weiteres großes Problem. Da die Honigbiene von den Menschen gehalten werden, wird es bei den Honigbienen zwar Probleme geben aber ein großes Sterben wohl eher weniger als bei wilden Insekten.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Leider ist es so, das Wesen der Biene folgt dem Rythmus der Jahreszeiten. Aber der Imker will ein Maximum an Ertrag und so muss er quasi die natürliche Vermehrung über den Schwarm im Frühjahr verhindern um das zu gewährleisten. Diese ständigen Eingriffe bedeuten für die Bienen immer wieder großen Stress und sind Auslöser viele Probleme, die in der Imkerschaft immer größer werden.

Frage 3 ImkerInnen, bekomme 4 Antworten. Wieso ist das so in der Imkerei?

Ja. Jeder Imker hat seine eigene Betriebsweise, die von ihm als die einzig richtige vertreten wird, alle anderen machen was falsch. Tatsache ist, dass Bienen unglaublich anpassungsfähig sind, was von den Imkern immer wieder bis an die Grenzen ausgereizt wird. Auch sind die lokalen Gegebenheiten an jedem Standort anders, was wiederum für Unterschiede bei Betriebsweisen sorgt, bestes Beispiel sind hierfür Landbienen und Stadtbienen.

Wie sieht sinnvoller Bienenschutz aus?

Insektenschutz heißt Bienenschutz. Auch in der Landwirtschaft gibt es viele Möglichkeiten die Insekten zu unterstützen. Kornblumen und Mohn waren zu meiner Kindheit weit verbreitet in den Weizenfeldern. Heute gibt es im Sommer nurmehr grüne oder braune Wüsten. Dabei schaden laut Studien 20 Wildblumen pro Quadratmeter nicht dem Ertrag beim Weizen. Weniger mähen, weniger Steingärten, generell weniger pflegen und mehr genießen, da haben Mensch und Biene was davon.

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