Martin W.
Martin W.
aus 86150 Augsburg, Deutschland
imkert seit 2020

Die einzelne Biene und der Bien als Ganzes. Beides ist ein Lebewesen – und agiert als solches. Dass Bienen dabei helfen, die Natur zu erhalten und nebenbei Honig produzieren, den wir Menschen verwenden können, ist alles ein sehr großes, faszinierendes Zusammenspiel.

Hallo! Ich bin Martin

Ich betreue 4 Bienenstöcke seit 2020.
Über mich

Was gefällt dir an der Imkerei? Was sind die größten Herausforderungen beim Imkern?

Wenn man die Beute öffnet und Kontakt zum Bien bekommt – das Summen, der Duft nach Wachs und Honig, ... Und dann beim Schleudern den ersten Honig des Jahres probieren. Das ist das Ziel, auf das man als Hobby-Imker hin arbeitet.

Stell dich doch kurz vor! Wie bist du zur Imkerei gekommen? Seit wann imkerst du?

Ich bin ein Landkind und mit einem Imker als Großvater aufgewachsen. Da gab es kein Jahr, in dem die Biene, das Wachs, das Schleudern, der Honig mich nicht begleitet hätte – und 2020 habe ich mich entschlossen, selber mit dem Imkern zu starten. 2021 bin ich mit einem Volk in die Imkerei eingestiegen – ein sehr durchwachsenes Jahr der Imkerei, sowohl was Honig als auch die Königinnen angeht. 2022 scheint sich hier besser zu entwickeln.

Interview

Es gibt die Sorge, dass die Honigbienen Wildbienen vertreiben. Wie siehst du das?

Die europäische Flora und Fauna hat sich gemeinsam entwickelt. Solange der Druck durch zu viele Honigbienen-Völker in einem Landstrich nicht zu groß wird, haben Honig- und Wildbienen unterschiedliche Trachtpflanzen, so dass wir Imker das Gleichgewicht zwischen Wildbienen und Honigbienen beim verantwortungsbewussten Umgang mit den Bienen nicht negativ beeinflussen.

Sind Bienen das anstrengendste oder betreuungsintensivste Haustier?

Bienen sind nicht unaufwändig. Auch die Imker-Ausstattung hat es in sich. Inzwischen gibt es einige wissenschaftlich hervorragend aufgearbeitete Infos zur Bienenhaltung, mit der man sich – neben der Praxis – beschäftigen sollte. Und das nimmt definitiv Zeit in Anspruch. Gleichzeitig dürfen sich gerade Anfänger*innen nicht hinreißen lassen, den Bien zu oft zu stören, zu kontrollieren, etc. Varroakontrolle, Bienenpflege, Schwarmtrieb-Kontrolle, Buchführung, … viele Aufgaben sind zu bewältigen. Trotzdem gleicht der Spaß und die Freude aus meiner Sicht alles aus.

Wie viel sollte ein Kilo Honig deiner Meinung nach kosten?

Für ein Kilo Honig fliegen Bienen sinnbildlich 6 Mal um die Erde. Die Ausrüstung eines Imkers ist nicht billig. Aber zu guter Letzt betreibe ich persönlich das Imkern „nur“ als Hobby. Die landläufig üblichen Preise von 5€/500g Glas, also 10€ das Kilo, sind nichts anderes als ein unverschämt guter Freundschaftspreis. Will man alles wirtschaftlich rechnen kommt man bei utopischen Preisen an und gerade ein Hobby kann man selten total in die Wirtschaftlichkeit ziehen. Bei mir kostet das Kilo Honig 20€, also 10€ für‘s 500g Glas.

Gibt es ein Bienensterben oder nicht? Begründe bitte deine Meinung.

Lebensräume von Wildbienen werden weniger – vor einigen Jahren noch „nur“ durch die Erschaffung von Nutzflächen für uns Menschen, in den vergangenen Jahren angefeuert durch die unaufhaltsame Klimaerwärmung. Weniger Lebensräume führt dazu, dass die Artenvielfalt schwindet. Und deshalb gibt es für Wild- und wilde Honig-Bienen das Bienensterben. Bei Honigbienen kommen eingeschleppte Feinde wie die Varroa-Milbe und Bienen-Krankheiten aus dem Ausland (wie die amerikanische Faulbrut) erschwerend dazu.

Ist der/die ImkerIn der größte Feind der Bienen?

Ich sehe mich selbst als Freund der Biene. Und werde von meinen Völkern (meistens) auch genau so behandelt. Natürlich stehle ich ihnen ein bis zwei Mal im Jahr ihre mühsam gesammelten Vorräte (schließlich umrunden Bienen für ein halbes Kilo Honig ca. drei Mal die Erde…). Aber zugleich sorge ich für sie: dass sie möglichst keine oder zumindest nur wenige Varroa-Milben im Bien haben, keine Krankheiten das Volk schwächen, im Winter (und besonders im wechselhaften Frühjahr) genug Futter im Volk vorhanden ist – und sie für die optimale Volksentwicklung genug Raum in der Beute vorfinden. Durch die – zu großen Teilen – vom Menschen verursachten Einschränkungen und Herausforderungen (Mangel an passenden Nisthöhlen in Bäumen, Varroa-Milbe, …) ist das wilde Überleben der Honigbiene gefährdet und nicht aussichtsreich. Wie es schon in Biene Maja heißt … es ist ein „Staatsvertrag“, den der Bien mit dem Imker hat – und wenn man‘s richtig macht, nicht nur das, sondern eben eine gut aufgehende Symbiose.

Was empfiehlst du ImkerInnen, die neu beginnen?

Vor dem Start mit der Imkerei sollte man sich mit Bienen befassen. Sei es durch dem Begleiten eines Imkers durch mindestens ein Bienenjahr, Probeimkern bei den regionalen Imkervereinen oder auch beidem – am besten in der Reihenfolge, um auf den vorigen Erfahrungen aufbauen zu können. Das wichtigste jedoch: das Internet bietet einen Höllenschlund. Vom Wunschdenken über vehemente Zitate von wissenschaftlich veralteten und teilweise wiederlegten Ideen und „Erkenntnissen“ zur Honigbiene ist da vieles einfach zu finden. Das Ziel eines Imkers sollte sein, gemeinsam mit seinen Bienen zu Imkern – sie über den Winter zu bringen, nicht in jedem Frühjahr neue Völker kaufen zu müssen, etc. Insbesondere mit „innovativen“ Beute-Formaten sollten sich gerade Anfänger*innen ausführlich beschäftigen, Imker suchen die Erfahrungsberichte geben können, etc.

Was denkst du über Hektar Nektar?

Online-Handel ist inzwischen aus kaum einem Lebensbereich mehr wegzudenken. Der Versand von Lebewesen ist dabei kritischer zu betrachten und zu beurteilen als der von Objekten. Dass Hektar Nektar ein sicheres Verpackungssystem integriert hat, sich alle bisher ausgetesteten Händler auch daran halten und die Bienen schonend transportiert wurden, ist lobenswert. Das gibt mir bisher ein gutes Gefühl mit der Plattform. Auch, dass dadurch der genetische Pool der regional aufkommenden Bienen einfacher erneuert werden kann, ist ein positiver Beitrag zur Bienenvielfalt und Bienenzucht.

Wir benützen Cookies um die Benutzerfreundlichkeit der Webseite zu erhöhen. Wenn du auf „Ich akzeptiere“ klickst, nehmen wir an, dass dir das recht ist. Du kannst natürlich später deine Cookie-Einstellungen jederzeit wieder ändern.